München – Wenn Oliver Kahn spricht, dann hört die Fußballwelt genau hin. Schließlich gilt der „Titan“ nicht nur als einer der größten Torhüter aller Zeiten, sondern auch als jemand, der Klartext redet. In der ARD-Talkshow „Inas Nacht“ sorgte Kahn nun für eine Aussage, die wie eine Bombe einschlug – besonders in München. Auf die Frage nach dem besten Torhüter der Welt antwortete der frühere Bayern-Kapitän ohne Umschweife: „Manuel Neuer ist es nicht mehr. Für mich steht Thibaut Courtois von Real Madrid aktuell ganz oben.“
Diese Worte haben Gewicht. Immerhin war es Kahn selbst, der über Jahre hinweg das Torwartspiel revolutionierte, bevor Neuer die Position mit seiner Rolle als „Libero-Keeper“ neu definierte. Zwischen den beiden Deutschen bestand stets eine besondere Verbindung: Kahn als Mentor und Kritiker, Neuer als Erbe der Torwart-Legende. Dass Kahn nun einen Schlussstrich zieht und Neuer nicht länger als die Nummer eins sieht, ist daher mehr als eine Randnotiz – es ist eine kleine Zäsur.
Courtois: Der neue Titan?
Thibaut Courtois, 32 Jahre alt und seit 2018 bei Real Madrid unter Vertrag, hat sich in den vergangenen Jahren tatsächlich zur absoluten Weltklasse entwickelt. Spätestens mit seinen Glanzleistungen in der Champions-League-Saison 2021/22, als er Real mit sensationellen Paraden bis zum Titel führte, schoss er sich in die Herzen der Madridistas und in die Diskussion um den „besten Torhüter der Welt“. Besonders sein Auftritt im Finale gegen den FC Liverpool, als er Mohamed Salah und Co. verzweifeln ließ, gilt als einer der stärksten Torwart-Momente der jüngeren Fußballgeschichte.
Oliver Kahn lobte vor allem Courtois’ Konstanz und seine Ruhe: „Er strahlt eine unglaubliche Sicherheit aus, macht kaum Fehler und ist in den entscheidenden Momenten da.“ Worte, die wie ein Ritterschlag wirken.
Neuer: Eine lebende Legende im Herbst der Karriere
Dass Manuel Neuer mit 39 Jahren nicht mehr ganz auf dem absoluten Zenit seiner Karriere steht, liegt auf der Hand. Nach seinem schweren Ski-Unfall Ende 2022 kämpfte sich der Bayern-Kapitän zwar mit eisernem Willen zurück ins Tor, doch die Verletzungen und die lange Pause haben Spuren hinterlassen. Zwar zeigt er immer noch spektakuläre Paraden und bleibt für viele Fans der „beste Torwart aller Zeiten“, doch die Konstanz, die ihn über ein Jahrzehnt ausgezeichnet hat, ist nicht mehr in jeder Partie zu sehen.
Kahns Aussagen könnten daher auch als nüchterne Realitätseinschätzung verstanden werden: Neuer bleibt eine Legende, doch der Fußball entwickelt sich weiter – und aktuell ist Courtois schlicht der Maßstab.
Reaktionen in München
In München dürfte diese Einschätzung für Diskussionen sorgen. Viele Bayern-Fans sehen Neuer weiterhin als das Nonplusultra, zumal er trotz seiner Verletzungsgeschichte immer noch regelmäßig Spiele für die Münchner rettet. Doch auch Kritiker verweisen darauf, dass Kahn womöglich recht hat und Bayern sich perspektivisch auf eine Zukunft ohne den Weltmeister von 2014 einstellen muss.
Fazit
Mit seiner klaren Ansage hat Oliver Kahn erneut bewiesen, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Ob man ihm zustimmt oder nicht – die Debatte um den „besten Torwart der Welt“ ist neu entfacht. Sicher ist: Manuel Neuer bleibt eine Ikone des modernen Torwartspiels, doch Thibaut Courtois hat sich mit seinen Leistungen längst das Recht verdient, auf dem Thron Platz zu nehmen. Vielleicht ist es genau diese sportliche Wachablösung, die Kahn mit seiner Aussage auf den Punkt bringt.
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