Borussia Mönchengladbach erlebt eine der schwierigsten Phasen der letzten Jahre. Sportlich wie finanziell steht der Traditionsklub unter Druck. Nun hat sich Vereinslegende Karlheinz Pflipsen, der fast seine gesamte Karriere im Fohlen-Trikot verbrachte, in einem ausführlichen Interview mit ran zu Wort gemeldet – mit klaren Worten, Kritik, aber auch einem Hilfsangebot.
Machtvakuum nach Führungsabgängen
Pflipsen benennt schonungslos die Ursachen:
„Auf der einen Seite hat man den kompletten Machtapparat der letzten Jahre mit Max Eberl, Rolf Königs, Hans Meyer und Stephan Schippers verloren. Das ist für jeden Verein schwer aufzufangen.“
Der Verlust dieser prägenden Persönlichkeiten hat Borussia in eine Instabilität geführt – sportlich wie organisatorisch.
Teure Transferverluste
Hinzu kommen Fehler auf dem Transfermarkt. Pflipsen erinnert an die ablösefreien Abgänge von Marcus Thuram, Ramy Bensebaini und Matthias Ginter:
„Dadurch ist ein finanzielles und sportliches Loch entstanden. Wir reden hier über geschätzt 50 bis 60 Millionen Euro, die in der Kasse für neue Transfers fehlen. Für einen Klub wie Borussia ist das tödlich und darf in dieser Form nicht passieren.“
Diese verschenkten Millionen fehlen heute, um den Kader konkurrenzfähig aufzustellen.
Priorität: Klassenerhalt
Für Pflipsen hat die aktuelle Saison nur ein Ziel:
„Das Wichtigste wird sein, dass man in dieser Saison nicht den Worst Case erlebt.“
Der ehemalige Mittelfeldspieler spielt damit unmissverständlich auf die Abstiegsgefahr an. Der Klassenerhalt muss Vorrang haben, parallel aber müsse der Verein sukzessive wieder stabilisiert werden.
Veränderung ist unausweichlich
„Es braucht die eine oder andere Veränderung beim Personal – sowohl in der Mannschaft als auch im gesamten Verein. Und es gilt in Zukunft, gute und kluge Entscheidungen zu treffen, insbesondere bei Transfers, um die Qualität der Mannschaft zu erhöhen“, so Pflipsen weiter.
Eine deutliche Aufforderung an die sportliche Leitung, aus den Fehlern zu lernen.
Pflipsen bietet Hilfe an
Trotz klarer Kritik überwiegt bei Pflipsen die Verbundenheit zum Klub:
„Ich bin gebürtiger Mönchengladbacher, der fast die komplette Karriere in diesem Verein gespielt hat. Wenn man mich fragt, würde ich sofort mit anpacken und helfen, in welcher Form auch immer, weil mir der Verein am Herzen liegt. Aber das entscheide nicht ich, sondern andere Personen.“
Ein Angebot, das zeigt: Der 56-Jährige will Verantwortung übernehmen, wenn es darauf ankommt.
Borussia am Scheideweg
Borussia Mönchengladbach steht an einem Wendepunkt. Setzt sich die Abwärtsspirale fort, droht der sportliche Absturz. Gleichzeitig bietet die Krise die Chance, sich neu aufzustellen, Strukturen zu verbessern und mit klaren Konzepten zurück zu alter Stärke zu finden.
Die Fans, die trotz Rückschlägen leidenschaftlich hinter ihrem Verein stehen, fordern ebenso wie Pflipsen Mut, Klarheit und Zukunftsdenken. Die nächsten Entscheidungen werden richtungsweisend sein – und zeigen, ob Borussia den Weg nach vorne findet oder tiefer in die Krise rutscht.