München, liebe rote Familie… manchmal gibt es Momente, da spürt man als Fan, dass etwas Größeres beginnt. Etwas, das man nicht planen, nicht kaufen, nicht erzwingen kann. Etwas, das einfach passiert – weil ein Junge aus der eigenen Jugend beschließt, die Fußballwelt daran zu erinnern, warum wir diesen Sport lieben.
Lennart Karl. 17. Siebzehn! Und doch steht er da, nach einem 6:2, nach zwei Toren, nach einem Assist, als hätte er gerade im Training ein lockeres Abschlussspiel hinter sich. Die Kameras auf ihn gerichtet, ganz Deutschland schaut zu – und dieser Junge spricht, als würde er sich für die Gelegenheit entschuldigen, überhaupt gut gespielt zu haben. „Ich versuche einfach, meine Leistung zu bringen.“ Er sagt das, während halb Europa gerade googelt, wer dieser Wunderknabe ist.
Und dann dieser Satz, der mich endgültig zerstört hat: „Dann sehen wir, was Julian mit mir macht.“ Julian! Als würde der Bundestrainer entscheiden, ob Lennart heute Abend noch ein Eis bekommt oder nicht. Diese kindlich-bescheidene Selbstverständlichkeit, mit der er die größte Bühne der Welt behandelt, als wäre sie ein Pausenhof – das ist nicht nur erfrischend. Das ist Bayern-DNA tief im Herzen verankert.
Wir hatten große Talente, wir hatten Weltstars, wir hatten Helden. Aber selten hatten wir jemanden, der all das zugleich verkörpert und dabei so verdammt menschlich bleibt. So unschuldig. So unverdorben vom Lärm da draußen. Er ist keiner, der Spitzen setzt. Er ist einer, der spielt. Einer, der liebt, was er tut. Einer, der dankbar ist, statt gierig.
Und ich sitze hier, das Bier längst abgestanden, und weiß: Dieser Junge ist nicht nur unser Versprechen. Er ist unser Morgen. Er ist unser Stolz. Er ist unser Bayern.
Unser Lennart.

