Die Geschichte, die Borussia Mönchengladbach derzeit schreibt, ist eine der eindrucksvollsten Wendungen, die der Klub seit Jahren erlebt hat. Noch vor wenigen Wochen war die Stimmung am Niederrhein von Frustration, Enttäuschung und einer tiefen Unsicherheit geprägt. 15 Bundesligaspiele ohne Sieg – ein vereinsgeschichtlicher Negativrekord, den niemand für möglich gehalten hätte. Die Mannschaft wirkte verunsichert, das Spiel ideenlos, die Fans zunehmend ratlos. Selbst im DFB-Pokal tat man sich schwer und mühte sich nur mit größter Anstrengung zu einem knappen Erfolg über Fünftligist Atlas Delmenhorst. Es schien, als würde die Saison frühzeitig in eine gefährliche Richtung kippen.
Doch dann kam Eugen Polanski – und mit ihm veränderte sich nahezu alles. Der ehemalige Führungsspieler, lange im Verein verwurzelt, brachte nicht nur neue Energie, sondern vor allem neue Klarheit in die Mannschaft. Wo zuvor Chaos, Zweifel und Planlosigkeit herrschten, setzte Polanski auf Struktur, Mut und einfache Prinzipien. Und plötzlich wirkte eine zuvor fast orientierungslose Mannschaft wie entfesselt.
Drei Siege in Serie, die sich nicht nur auf dem Papier stark lesen, sondern auch fußballerisch Eindruck hinterlassen haben: Ein souveränes 3:1 im Pokal gegen den Karlsruher SC, ein unerwartet dominanter 4:0-Erfolg am Millerntor gegen St. Pauli und schließlich der emotionale 3:1-Derbysieg gegen den 1. FC Köln – ein Spiel, das nicht nur Punkte bringt, sondern ganze Stimmungen dreht. Die Fans spüren, dass hier etwas gewachsen ist, was lange gefehlt hat: Leidenschaft, Zusammenhalt und ein Plan, an den die Spieler glauben.
Besonders bemerkenswert ist, wie schnell und klar dieser Wandel sichtbar wurde. Spieler, die zuvor wie gelähmt wirkten, treten nun mit Selbstvertrauen auf. Der Ball läuft, die Abläufe greifen, Zweikämpfe werden entschlossen geführt. Polanski schafft es, Talente wie Iaia Manco Danfa ebenso einzubinden wie erfahrene Kräfte – und er trifft Entscheidungen, die nachvollziehbar und mutig sind. Die Mannschaft wirkt befreit, und plötzlich erinnert vieles an frühere, erfolgreiche Gladbacher Zeiten.
Dass die Fohlen zuletzt drei Pflichtspielsiege in Folge feiern konnten, ist kein gewöhnlicher Fakt – es ist etwas, worauf die Fans über fünf Jahre warten mussten. Letztmals gelang eine solche Serie im Herbst 2020, als man Mainz, Leipzig und Donezk besiegte. Dass Borussia heute wieder an diese Phase heranrückt, war noch vor wenigen Wochen kaum vorstellbar. Es zeigt, wie schnell im Fußball aus Hoffnungslosigkeit Aufbruchstimmung werden kann, wenn Impulse und Führung stimmen.
Nun richtet sich der Blick nach vorn – auf das Spiel gegen Heidenheim, das mehr sein könnte als nur die nächste Bundesligapartie. Es ist eine Chance, diesen neu entfachten Lauf zu verlängern, den Glauben weiter zu nähren und ein noch stärkeres Signal zu senden: Borussia ist zurück. Nicht laut, nicht überdreht, sondern mit harter Arbeit, echtem Teamgeist und einem Trainer, der die Sprache dieses Klubs spricht. Sollte der Höhenflug weitergehen, könnte dieser Herbst 2025 eines Tages als der Moment gelten, an dem Borussia Mönchengladbach wieder zu sich selbst fand.

