Der ehemalige Bayern-München- und Nationalspieler Dietmar Hamann ist bekannt dafür, in Fußball-Debatten klare Worte zu finden. Nun hat er sich in die viel diskutierte Auseinandersetzung zwischen Ex-England-Stürmer Michael Owen und dem aktuellen Bayern-Star Harry Kane eingeschaltet. Der Streit, der seit einigen Wochen in den Medien Wellen schlägt, dreht sich um Owens Vergleich von Kanes Karriere mit seiner eigenen sowie um die Frage, welchen Platz der englische Kapitän in der Riege der ganz Großen verdient. Hamann, der sowohl in der Bundesliga als auch in der Premier League gespielt hat, bringt dabei eine differenzierte, aber klare Meinung ein.
Auslöser war Michael Owens Einschätzung, Kane habe trotz seiner beeindruckenden Torquote noch nicht genug Titel gewonnen, um zu den absoluten Weltklassestürmern zu zählen. Owen, der selbst mit Liverpool und Real Madrid mehrere Trophäen sammelte, aber wegen zahlreicher Verletzungen früh an Strahlkraft verlor, deutete an, dass Kanes Wechsel zum FC Bayern auch dem Jagdtrieb nach Pokalen geschuldet sei. Kane konterte, dass es ihm immer in erster Linie um Leistung, Beständigkeit und den Nachweis auf höchstem Niveau gehe.
Hamann hält beide Positionen für nachvollziehbar, stellt sich aber klar auf die Seite von Kane. Vor allem dessen Schritt nach München wertet er als Beweis von Ehrgeiz und Charakter. „Harry Kane musste nicht zum FC Bayern wechseln, um sich zu beweisen“, betonte Hamann in einem Interview. „Er hat über Jahre in der Premier League auf höchstem Niveau gezeigt, was er kann, und das gegen einige der besten Abwehrspieler der Welt. Sein Wechsel nach Deutschland war eine bewusste Entscheidung, um Titel zu gewinnen – aber an seiner Qualität hat es nie gezweifelt.“
Zugleich wies Hamann auf kulturelle Unterschiede zwischen dem englischen und dem deutschen Fußball hin. In Deutschland werde ein Spieler nicht nur an Statistiken, sondern auch an seiner Bereitschaft gemessen, neue Herausforderungen anzunehmen. Dass Kane im Alter von 30 Jahren Tottenham Hotspur verließ, sieht Hamann daher als mutigen Schritt. „In der Komfortzone zu bleiben, wäre einfach gewesen. Harry hat den schwierigeren Weg gewählt – und das zeigt Stärke“, so der Ex-Nationalspieler.
Mit Blick auf Owens Kritik war Hamann hingegen zurückhaltender. Zwar würdigte er dessen Verdienste, doch warnte er vor unfairen Vergleichen. „Michael Owen war ein fantastischer Spieler, aber Verletzungen haben seine Laufbahn gebremst. Titelbilanzen gegeneinanderzustellen, greift zu kurz. Fußball geht nicht nur um Trophäen – es geht um Einfluss, Beständigkeit und darum, wie man Woche für Woche abliefert.“
Mit seiner Einordnung bringt Hamann eine europäische Sichtweise in eine bisher sehr englisch geprägte Diskussion. Als ehemaliger Akteur in beiden Ligen besitzt er dafür besondere Glaubwürdigkeit. Für ihn steht fest: Kane hat sich längst seinen Platz in der Fußballgeschichte gesichert – ganz gleich, was er in München noch gewinnt. Trophäen können dieses Erbe veredeln, aber sie definieren es nicht.
Hamanns Fazit: Owens Fokus auf Titel spiegelt eine traditionelle englische Sichtweise wider. Doch Kanes Konstanz, sein Torhunger und seine Bereitschaft, neue Wege zu gehen, machen ihn für Hamann schon jetzt zu einem der ganz Großen.